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Regeln und technischen Daten zum Damenbob(sport)

Den ersten richtigen Bob baute ein Schweizer, jedoch noch aus Holz mit stahlbeschlagenen Kufen. Bereits 1903 wurde in St. Moritz die erste Bobbahn gebaut. Seit 1924 finden Weltmeisterschaften statt und gehört der Bobsport zum olympischen Programm, seit 1932 werden internationale Rennen auf Zweier- und Viererbobs ausgetragen. Im Wettkampfsport wird der Bob nur von Männern gefahren. Seit den achtziger Jahren haben überwiegend schweizerische Mannschaften und Mannschaften aus der damaligen DDR Weltmeisterschafts- und olympische Siege errungen. Seit der deutschen Vereinigung hat der Deutsche Bob- und Schlittensportverband etwa 8 000 Mitglieder.

Der Bob ist ein Spezialschlitten für zwei oder vier Mann Besatzung. Er wird auf künstlich angelegten und vereisten Bobbahnen gefahren und erreicht Geschwindigkeiten von mehr als 130 Kilometern pro Stunde. Von den beiden Kufenpaaren ist das vordere mit einer Seilsteuerung lenkbar, die der Vordermann mit den Händen bedient. Die gefederten, einzeln aufgehängten Kufen müssen mindestens 4 Millimeter (beim Vierer 6 Millimeter) breit sein. Kufenverkleidungen, die früher üblich waren, gibt es nicht mehr. Die Fahrt kann mit zwei Handbremshebeln, rechts und links vom Sitz des Schlußmannes (Bremser), verlangsamt werden, indem ein Rechen auf die Bahn gedrückt wird. Die Bobbreite beträgt minimal 68 und maximal 70 Zentimeter. Die Maximallänge des Zweierbobs darf 2,70 Meter betragen. Der Viererbob darf höchstens 3,35 Meter lang sein.
Da die Geschwindigkeit entscheidend vom Gewicht abhängt - je schwerer, desto schneller wird das Gerät - ist das Höchstgewicht mit Besatzung festgeschrieben. Es beträgt für den Zweierbob 390, für den Vierer 630 Kilogramm. Ein leichterer Bob (inklusive Besatzung) darf mit fest verbundenem Ballast beschwert werden. Der Stahlrohrrahmen des Bobs hat eine windschlüpfrige Verkleidung mit abgerundeten Frontpartien und einer höchstens 65 Zentimeter hohen Seitenverkleidung. Die Haubenoberkante muß, vom Schlittenboden gemessen, mindestens 65 Zentimeter hoch sein.

Die Bobbahn ist eine rinnenförmige Strecke von mindestens 1200 Metern und einem Gefälle zwischen 8 und 15 Prozent. Sie muß für Wettbewerbe mindestens 5 stark überhöhte Kurven mit einem Radius von 25 Metern und 5 Meter hohen Seitenwänden haben. Die Kurven müssen so berechnet sein, daß bei einer Durchfahrzeit von 3 Sekunden die maximale Fliehkraft nicht stärker wirkt als mit der vierfachen Fallbeschleunigung (4g, entspricht etwa dem vierfachen Körpergewicht).
Auf den Geraden ist die Fahrbahn (Sohle) höchstens 1,40 Meter breit, der Seitenschutz (Bande) mindestens 50 Zentimeter hoch. Auf dem 15 Meter langen Startstück beträgt das Gefälle nur 2 Prozent.

Moderne Bobbahnen werden seit den achtziger Jahren mit Geschwindigkeitsdiagrammen von Computern errechnet. Damit können die früher häufigen schweren Stürze weitgehend verhindert werden. Zu den interessantesten Bobanlagen gehören Königsee/Berchtesgaden, Winterberg/Sauerland, Oberhof/Thüringen, Igls bei Innsbruck/Österreich, St. Moritz/Schweiz und Sarajevo/Jugoslawien. Letztere wurde im Jugoslawien-Krieg zerstört. Bobbahnen müssen jährlich neu nach vorhandenen oder geänderten Plänen angelegt werden. Die Anlage erfolgt mit geglättetem Schneematsch, der immer wieder mit Wasser bespritzt wird, bis eine geschlossene, hart gefrorene und spiegelblanke Eisfläche entstanden ist.
Es gibt auch Kunsteisbahnen, die durch Froster vereist werden.

Die Fahrer sind verpflichtet, Sturzhelme zu tragen. Die Kleidung ist windschlüpfrig und enganliegend. Die Spezialschuhe haben Spitzen mit Bürsten. Der Start erfolgt erst nach Freigabe der Bahn, gestartet wird fliegend; das heißt, daß alle Besatzungsmitglieder des Zweier- oder Viererbobs ihr Gerät an den Anschubbügeln seitlich anfassen, es auf der Anlaufbahn in möglichst hohes Tempo bringen und auf Kommando des Steuermanns aufspringen. Danach bemüht sich der Steuermann, den Bob möglichst auf der rechnerisch bekannten Ideallinie zu fahren und dabei das Steuer möglichst wenig beziehungsweise sanft zu bedienen, weil jede Kurskorrektur wertvolle Sekundenbruchteile kostet. Das Berühren der Banden fordert ebenfalls Zeitverluste. Das Anfahren der Steilkurven auf der Ideallinie ist oft siegentscheidend. Eine gut trainierte Mannschaft geht mit den Körpern so mit der Fahrt, daß sie geringsten Luftwiderstand leistet und korrigierende Lenkmanöver weitgehend unnötig macht.

Die Zeit wird von zwei elektronischen Zeitnahmen auf 1/100 Sekunden gemessen. Handgestoppte Zeiten werden nur herangezogen, wenn die elektronische Messung ausfällt. Bei internationalen Wettbewerben wird in Leistungsgruppen mit je zwei Teams pro Nation, im Weltcup maximal drei Teams pro Nation und bei Weltmeisterschaften und Olympischen Winterspielen maximal 2 Teams pro Nation für Zweier- und Viererbob gefahren, die von den nationalen Verbänden gemeldet werden.
Die beste Gruppe besteht aus 12 Bobs mit den als Nummer eins gemeldeten Fahrern. Nach einem Sturz darf die Mannschaft wieder einsteigen, muß aber die Ziellinie im Bob durchfahren, um überhaupt noch gewertet zu werden. Sieger ist der Bob mit der besten Gesamtzeit aus zwei Durchgängen.
Verantwortlich für den Text: Erica Fischbach


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