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Geschichte des Damenbobsports |
Wenn man den Damenbobsport von der geschichtlichen Seite betrachtet, müßte man der Wahrheit zuliebe sagen, „Die Damen sind wieder zurück“. Denn in den Anfängen des Bobsports, etwa 1885 fuhren bereits Frauen, teilweise sogar zu fünft, auf einem Bob. Die „fünfte“ Frau war sogar das wichtigste im damaligen Herren-Bobsport. Ohne sie wäre ein Bobrennen völlig unmöglich gewesen. Aus den Sportbüchern der Cresta- und Skeleton-Geschichte sind diese Tatsachen zu entnehmen. Im Sportarchiv St. Moritz sind sogar einige Bilder vorhanden, die Damen zu fünft auf dem Bob zeigen.
EndeEnde der 70er, Anfang der 80er
Jahre versuchten sich abermals die ersten Frauen an den Lenkseilen.17
Jahre später wurde die Frage bezüglich des Damenbobsportes bei
einem FIBT-Kongress wieder erwähnt. Inzwischen gab es bereits Frauenrennen. 1995
sanktionierte die FIBT dann Meisterschaftsrennen für Frauen und legte
damit den Grundstein für eine aufstrebende Disziplin und größere
Auslastung der Bahnen in aller Welt weithin. Es ist also nichts neues in
der Bobgeschichte, dass Frauen mit dem Bob fahren. In diesem Fall konnte
man sogar davon sprechen, dass sich die Damen den Bobsport zurückerobert haben und das auch noch mit
großem Erfolg.
Die Bobsportlerinnen waren optimistisch, denn auch der internationale Verband F.I.B.T. stellte sich voll hinter den Damenbobsport und befürwortete die Aufnahme in das Olympische Programm und nahm die allererste Damenbobweltmeisterschaft in ihren Terminkalender auf. Seitens der Ausrichter der Olympischen Spiele in Salt Lake City stand dem nichts mehr im Wege und nahmen diese Disziplin ebenfalls bereit in ihr Programm auf, bevor der Entscheid seitens des IOC da war. Die Einführung neuer olympischer Wettbewerbe in Salt Lake City wurde durch die Exekutive des IOC am 2. Oktober 99 gefällt. Für die weitere Entwicklung des Damenbobsports, nicht nur in Deutschland sondern auch bei den anderen Nationen, sah es sehr positiv aus. Damenbob auf dem Weg zu Olympia Anfangs
überwog die Anzahl der Skeptiker gegenüber den Befürwortern. Zu den
Befürwortern gehörte nicht nur Präsident Robert Storey (CAN),
Vizepräsident Paul Pruszynski (GBR),Vizepräsident Corrado Del Fabbro (ITA)
vom Internationalen Bobverband F.I.B.T. sondern auch die IOC Vizepräsidentin Antia
de Frantz (USA). Letztendlich war Prinz Albert von Monaco -IOC-Mitglied,
Präsident der monegassischen
Bobföder-ation und aktiver Teilnehmer im Viererbob bei allen Olympischen
Winterspielen von 1988 bis 2002 - auch ein Förderer. Er veranstaltete die
Bobstart Weltmeisterschaft, die bis 2001 immer in Monaco stattfand. Dazu
lud er auch einige Damenteams zu den „Ladies Open" mit in das Fürstentum
an der Riviera ein. Anfangs noch war er skeptisch, dass der Damenbob
olympisch werden sollte und fand das Debüt für 2002 zu früh und ließ sich
durch schlagende Argumente und darauf
folgende Taten seine Einstellung ändern und wurde ein Fürsprecher im IOC
für diese aufstrebende Sportart. Die Kritiker sahen nach wie vor die Extreme des Bobsports für Frauen als nicht beherrschbar an. Außerdem sei der Damenbobsport nur in ein paar Ländern betrieben worden und für die Olympiatauglichkeit stellte das IOC die Bedingung einer größeren Verbreitung. Die Vorteile der Aufnahme ins Olympische Programm lagen auf der Hand. Durch zusätzliche Sportarten wie Damenbob
und Skeleton könnten die außerordentlich kostenintensiven Bahnen noch
besser ausgenutzt werden. Was sich auch bis zum heutigen Tag bestätigte.
Seit 1999
ist eine Steigerung von 6 teilnehmenden Nationen auf 22 Nationen
gewachsen, der heutige Stellenwert und das Niveau nahm deutlich zu. Dies
ist den beiden größten Lobbyisten dem Kanadier Joseph Kilburn und der Deutschen Erica Fischbach
zu verdanken, als es um die Werbung für den Damenbobsport und die
Olympische Anerkennung ging. Die
Entscheidung über die Einführung neuer olympischer Wettbewerbe in Salt
Lake City wurde durch die Exekutive des IOC am 2. Oktober 1999 gefällt.
Bislang gibt es eine Weltcupserie mit 8 Rennen, die in der kommenden
Saison 2002/2003 auf 10 Weltcups erhöht werden soll.
Die ersten internationalen Damenrennen
1990 in Winterberg wurden mit großem Anteil u.a.von Malcom „Gomer“ Lloyd,
einst Bobfahrer und kanadischer Trainer, von Corry Brown und Ursula
Hiltebrand, die Frau des einstigen Weltklassepiloten und Trainers am Rande
der britischen Juniorenmeisterschaft organisiert. Die finanzielle
Unterstützung hielt sich in den Anfangsjahren mehr als in Grenzen. So
mieteten die Frauen oft Equipment, mit denen Männer kaum noch auf die
Piste gegangen wären. Malcolm Lloyd und später auch Joseph Kilburn (CAN) waren die
ersten Trainer, die den Frauen die Grundbegriffe des Bobhandwerks
beibrachten. Bald bildeten sich zu den Kanadierinnen und Britinnen
Mannschaften aus der Schweiz, Deutschland, Lettland und Groß Britannien,
die USA folgten wenig später. Die ersten
Schritte des heutigen Damenbob Die Kanadierin Sigi Clayton (heute verh.
Feuser) wurde bei einer Gästebobfahrt 1989 erstmals von dem Bob-Virus
infiziert. Die Erinnerung an den Adrenalinstoß dieser Fahrt gab ihr in der
Folgezeit immer wieder Mut und Durchsetzungskraft, Stolpersteine und
Vorurteile aus dem Weg zu räumen. Sie wollte damit auch ihrer Landsfrau
Susan Calvert nacheifern, die schon Ende der 80er Jahre bei Herrenrennen
in Calgary dabei war. Bald gesellte sich mit Christina Smith und Christin
Fraser zwei neue Pilotinnen zum kleinen, kanadischen Damenteam hinzu.
Caroline Burdet war eine der ersten
Schweizer Bobpilotin, mit ihrer Schwester
als Bremserin, die später selbst an die Lenkseile ging. Francoise
dominierte später sehr lange den Weltcup und errang 2001 den langersehnten
und erstrebten Weltmeisterschaftstitel in Kanada. Einer der ersten Länder dieser
aufstrebenden Sportart war Groß Britannien, durch die Pilotinnen Gillian
Cooke und Michel Coy. Ihre damalig Bremserin Cheryl Done wurde später
selbst Pilotin. Die spätere und erste Olympiasiegerin Jill Bakken (USA)
und ihre amerikanische Kollegin Jean Racine starteten ihre ersten Versuche
im Bob 1994. Jean Racine dominierte die Weltcup-Jahre 1999 –
2001. Die ersten
Deutschen Damen Petra Bangert und die jeweilige
Anschieberin war keine andere als Heike
Storch, die 1994 begann, selbst den Bob zu steuern. Die erste
deutsche Bobfahrerin war Daniela Diemel, eine ehemalige Rodlerin aus
Winterberg. Ein Jahr später musste sie in kurzer Zeit lernen, dass Aufwand
und Nutzen in einem krassen Missverhältnis standen. Die Sportart war
einfach kostenaufwändig. Eine
Förderung gab es nicht. Sponsoren waren wegen der mangelnden Anerkennung
schwer zu finden. Mit Steffi Möller und Katrin Kühne folgten zwei weitere
Damen. Die Anfangsjahre waren äußerst
kostenintensiv. Eine Saison inklusive der Rennen in Übersee konnte schnell
EUR 30.000,-- kosten. Was Sponsoren nicht zahlten, wurde aus der eigenen
Tasche aufgefüllt. Zu dieser Zeit kam auch Erica Fischbach dazu, die erste
Damenbobbeauftragte des Deutschen Bob- und Schlittensportverbandes (DBSV).
Sie hatte selbst eine erfolgreiche Laufbahn als Leichtathletin und
Badmintonspielerin hinter sich und kam sehr spät zum Bobsport und
fungierte als Anschieberin bei der Bobpilotin Heike Storch. Sie legte
nicht nur die Basis und erarbeitete die Strukturen für den heutigen
Erfolg, sondern durch ihren unermüdlichen Einsatz ist es ihr zu verdanken,
dass die erste Weltmeisterschaft im Damenbob in Winterberg ausgetragen
wurde. Die gute Zusammenarbeit zwischen ihr und dem Internationalen
Verband, u.a. auch in Verbindung des Damenbob Attachés des Weltverbandes
Joseph Kilburn, lohnte sich und waren förderlich für ihre
Ziele. Gerade die
Deutschen Frauen profitierten von dem Glück sich auf den 4
unterschiedlichen Bahnen in Deutschland einen gewissen Vorteil und
Flexibilität zu erarbeiten. Von ihren männlichen Kollegen wurden sie
innerhalb kürzester Zeit zu Top-Athletinnen ausgebildet. Die Erfolge waren
zu sehen. Die Deutschen Damen stehen hoch im Kurs und haben den meisten
Nachwuchs. Die Rodlerinnen
kommen Mit den Amerikanerinnen Jean Racine und Bonny
Warner oder Katrin Kühne aus Deutschland hatten bereits
ehemalige Rodlerinnen den Weg zum Bobsport gefunden. Die
Vergangenheit in dieser Rennsportart, die Bahnkenntnisse und das Gefühl
für die Technik waren ideale Voraussetzungen für einen erfolgreichen Start
in der neuen Sportart. Nach dem Olympiaentscheid kamen erwartungsgemäß weitere
Rodlerinnen zum Bob. Bereits im Sommer 1999 begann die ehemalige
Weltmeisterin Gabi Kohlisch (erste Damenbob-Weltmeisterin) . Die
Überredungskünste und Bemühungen von Ron Ringguth, vom Sportsender
Eurosport fruchteten. Er vermittelte ihr mit der Diskuswerferin Kathleen
Hering vom LAC Leipzig eine schnelle und vor allem starke Anschieberin.
Als das IOC den Olympiabeschluss getroffen hatte, stand auch für Gabi
Kohlisch fest, dass sie es noch einmal versuchen
wollte. Eine weitere Ex-Weltmeisterin im Rodeln
fand im Winter 1999/2000 zum Bobsport. Susi Erdmann. Beim Weltcup in
Königssee im gleichen Winter fuhr Susi Erdmann den Spurbob. So mancher
Herr nickte bemerkenswert, wie sie nach wenigen Abfahrten die schwierige
Eisrinne im Berchtesgadener Land beherrschte. Besser als mancher Mann. Der
Damenbobsport in Deutschland profitierte durch ihre Attraktivität und
Beliebtheit bei den Medien sehr stark und war förderlich für die
Popularität dieser Sportart. Mit Sandra
Prokoff aus Winterberg überraschte eine „Newcomerin“, die trotz mehrerer
durchschlagender Erfolge im Rennrodeln als Juniorin ihre Laufbahn beendet
hat. Da sie keine Perspektive
im Rodelsport sah, in dem sehr starken deutschen A-Team Fuß zu fassen,
wandert sie zum Bobsport ab. Auch sie bestätigte, dass es ein großer
Vorteil ist, von der Sportart Rodeln zum Bob zu wechseln. Sie schlug ein
wie eine Bombe. Sie profitierte von ihrer früheren Teilname an
Leichtathletik-Wettkämpfen und ihren Erfahrungen als Rodlerin. Sie schockte nicht nur
mit Startrekorden, sondern konnte auch mit dem Erreichen vorderer Plätze
bei Selektionen und späteren Podiumsplätzen bei Weltcuprennen die
Konkurrenz schlagen. Beide, Susi
Erdmann und Sandra Prokoff, dominierten die Olympia- Vorsaison und
durchbrachen die Gewinnserie der amerikanischen Pilotin Jean Racine und
der Schweizerin Francoise Burdet der vorherigen Jahre.
Ein Leichtathletikstar mit einem
unrühmlichen Ende Mit Ludmilla Enquist fand im Winter
2000/2001 ein weiterer Ex-Star aus der Leichtathletik in das Boblager. Die
zweifache Weltmeisterin im Hürdensprint und Olympiasiegerin von 1996
wollte das Team von Karin Olsson (SWE) verstärken. Bereits als Ludmilla
Naroschilenko hatte die Sprinterin für Russland Lorbeeren gesammelt, aber
auch Negativschlagzeilen und sich des
Dopingvergehens schuldig gemacht. Nach der Heirat mit Johan Enquist
startete Naroschilenko fortan unter dem Namen Ludmilla Enquist für
Schweden und holte 1996 den Olympiasieg und 1997 den Weltmeistertitel nach
Skandinavien. Gleich bei den ersten Bobrennen zeigte sich, dass Karin
Olsson mit Ludmilla Enquist zu außerordentlich guten Startleistungen in
der Lage waren, auch einige Startrekorde einstellte. Zu Beginn der
Olympischen Wintersaison sorgte Ludmilla Enquist erneut für Schlagzeilen.
Leider für Negativschlagzeilen. Eine bei einer Trainingskontrolle am 4.
Dezember 2001 in Lillehammer abgegebene Dopingprobe überführte die
Schwedin erneut als Dopingsünderin. Die Olympiasiegerin verzichtete auf
die B-Probe, was einem Eingeständnis gleich kommt. Ein Zugpferd
für die kommenden Jahre wird auch die italienische ehemaligen
Rodelweltmeisterin und Olympiasiegerin Gerda Weisensteiner mit ihrer
zweifachen Olympiasiegerin im Bahnradfahren Antonella Belluti sein, die in
der Olympiasaison zum Damen gestoßen sind. Ihre Präsenz ist als
Bereicherung und Förderung für diese aufstrebende Sportart zu
sehen.
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Verantwortlich für den Text: Erica Fischbach |