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Dossier 1999 - Damenbob wird olympische Disziplin

Die Blicke von Deutschlands Bobsportlerinnen richten sich bereits auf das Jahr 2002. In Salt Lake City wollen die Damen erstmals bei Olympia ihre Geschosse durch die Eisröhre lenken. Denn jetzt ist der Weg dorthin frei. Erica Fischbach, Beauftragte für den Damenbobsport im Deutschen Bob- und Schlittensportverband (DBSV) war guter Hoffnung. „Wir hatten viele, die uns unterstützten, vor allem Anita Defranz, die Vizepräsidentin des IOC aus den USA, drängte auf die Aufnahme des Damenbobsports.“ Die endgültige Entscheidung, ob der Damenbobsport den Olympischen Status bekäme oder nicht, wurde am 2. Oktober in Athen gefällt. Natürlich gab es zahlreiche Gegner. Viele glaubten, die Damen sind noch nicht reif für olympische Bobrennen.

Kathleen Hering und Erica Fischbach Erica Fischbach (rechts im Bild, mit Kathleen Hering), die selbst einmal Bobsportlerin war: „Das war nicht nachzuvollziehen, schließlich eroberten die Frauen die Männer-Domäne bereits 1991 und seit den letzten Olympischen Spielen sind auch die neueren Disziplinen wie Snowboarden etc. zugelassen. Warum nicht auch der Damenbobsport. “Doch die Entwicklung wurde vor allem durch die hohen Kosten, die hohen technischen Anforderungen und die schweren Geräte gebremst. Der erste Schritt von der Internationalen Sportkomission, der auch Erica Fischbach angehört, wurde getan, indem das Gesamtgewicht von 370 kg auf 350 kg herabgesetzt wurde. D.h. das Gerät ist leichter und kann somit vom Start weg von Null auf Hundert schneller geschoben werden als in den letzten Jahren.

Die Zuschauer, die draußen stehen bemerken nicht, ob in den lackierten Zigarrenkisten Männer oder Frauen sitzen, erst wenn der Helm abgenommen wird, sieht man es. Da wird einmal geschaut und nochmal geschaut und die Überraschung ist groß. Frauen, in der Tat. Denn sie kommen ja nicht 50 Stundenkilometer langsamer angefahren, sondern rauschen fast genauso schnell durch den Eiskanal wie die Männer. Vor nicht allzu langer Zeit war es noch nicht denkbar, daß es Frauen z.B. im Stabhochsprung oder im Hammerwerfen gibt. Heute tragen genau diese Sportarten zu den Erfolgen eines jeden Leichtathletikmeetings bei und sind nicht mehr wegzudenken. Diese Disziplinen werden im Jahr 2000 in Sydney eine der Highlights der Olympischen Spiele sein. Auch der Damenbobsport gehört zu den Sportarten, die bei zukünftigen Olympischen Winterspielen eine Bereicherung sein werden.

In der Abschlußrede bei der Siegerehrung des Weltcupfinale in Igls, Österreich, bedankte der F.I.B.T Vize-President für Internationale Angelegenheit, Paul Pruszynski,  sich bei dem Canadier Joseph Kilburn und der Deutschen Erica Fischbach. Er hob die Arbeit und ihr Engagement hervor, ohne dies der Damenbobsport nicht den Olympischen Status erhalten hätte.


Mit Spannung erwartete man bereits die offizielle Teilnahme 2002 in Salt Lake City, da auch selbst der SLOC in Salt Lake City sich sehr dafür eingesetzt hatte. Das Hauptproblem aber werden immer noch die hohen Kosten sein. Ein aktives Damenbobteam, das auch in Übersee die Rennen bestreiten will, muß in der Wintersaison über 60.000,-- DM aufbringen und das durch Sponsorengelder. Das ist bekanntlich sehr schwer, da der Bobsport eine Randsportart ist - um so mehr bei den Frauen. Da die Sponsorengelder zur Zeit noch nicht zur Deckung der anfallenden Kosten ausreichen, müssen die Sportlerinnen noch tief in die eigene Tasche greifen. Abgesehen davon, muß oft der komplette Urlaub verwendet werden. Die Anerkennung der Sportlerinnen ist daher groß. Allein deshalb schon, sich diesen Strapazen zu stellen, erfordert viel Idealismus. Die männlichen Sportkammeraden finden es sogar gut, wenn einige Mädels die frühere Männerdomäne beleben und den Bobsport wieder populärer machen.

Verantwortlich für den Text: Erica Fischbach


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