Die Blicke von Deutschlands Bobsportlerinnen
richten sich bereits auf das Jahr 2002.
In Salt Lake City wollen die Damen erstmals bei Olympia ihre Geschosse durch die Eisröhre
lenken. Denn jetzt ist der Weg dorthin frei.
Erica Fischbach, Beauftragte für den Damenbobsport
im Deutschen Bob- und Schlittensportverband (DBSV) war guter Hoffnung. „Wir hatten viele, die
uns unterstützten, vor allem Anita Defranz, die Vizepräsidentin des IOC aus den USA, drängte
auf die Aufnahme des Damenbobsports.“ Die endgültige Entscheidung, ob der Damenbobsport den
Olympischen Status bekäme oder nicht, wurde am 2. Oktober in Athen gefällt. Natürlich gab es
zahlreiche Gegner. Viele glaubten, die Damen sind noch nicht reif für olympische Bobrennen.
Erica Fischbach (rechts im Bild, mit Kathleen Hering), die selbst einmal Bobsportlerin war:
„Das war nicht nachzuvollziehen, schließlich eroberten die Frauen die
Männer-Domäne bereits 1991 und seit den letzten Olympischen Spielen sind
auch die neueren Disziplinen wie Snowboarden etc. zugelassen. Warum nicht
auch der Damenbobsport. “Doch die Entwicklung wurde vor allem durch die
hohen Kosten, die hohen technischen Anforderungen und die schweren Geräte
gebremst. Der erste Schritt von der Internationalen Sportkomission, der
auch Erica Fischbach angehört, wurde getan, indem das Gesamtgewicht von
370 kg auf 350 kg herabgesetzt wurde. D.h. das Gerät ist leichter und kann
somit vom Start weg von Null auf Hundert schneller geschoben werden als in
den letzten Jahren.
Die Zuschauer, die draußen stehen bemerken nicht, ob in den
lackierten Zigarrenkisten Männer oder Frauen sitzen, erst wenn der Helm abgenommen wird,
sieht man es. Da wird einmal geschaut und nochmal geschaut und die Überraschung ist groß.
Frauen, in der Tat. Denn sie kommen ja nicht 50 Stundenkilometer langsamer angefahren,
sondern rauschen fast genauso schnell durch den Eiskanal wie die Männer.
Vor nicht allzu langer Zeit war es noch nicht denkbar, daß es Frauen z.B. im Stabhochsprung
oder im Hammerwerfen gibt. Heute tragen genau diese Sportarten zu den Erfolgen eines jeden
Leichtathletikmeetings bei und sind nicht mehr wegzudenken. Diese Disziplinen werden im
Jahr 2000 in Sydney eine der Highlights der Olympischen Spiele sein. Auch der Damenbobsport
gehört zu den Sportarten, die bei zukünftigen Olympischen Winterspielen eine Bereicherung
sein werden.
In der Abschlußrede bei der Siegerehrung des Weltcupfinale
in Igls, Österreich, bedankte der F.I.B.T Vize-President für
Internationale Angelegenheit, Paul Pruszynski, sich bei dem
Canadier Joseph Kilburn und der Deutschen Erica Fischbach. Er hob
die Arbeit und ihr Engagement hervor, ohne dies der Damenbobsport
nicht den Olympischen Status erhalten hätte.
Mit Spannung erwartete man bereits die offizielle Teilnahme 2002 in Salt Lake City, da auch selbst
der SLOC in Salt Lake City sich sehr dafür eingesetzt hatte. Das Hauptproblem
aber werden immer noch die hohen Kosten sein. Ein aktives Damenbobteam, das auch
in Übersee die Rennen bestreiten will, muß in der Wintersaison über
60.000,-- DM aufbringen und das durch Sponsorengelder. Das ist bekanntlich
sehr schwer, da der Bobsport eine Randsportart ist - um so mehr bei den
Frauen. Da die Sponsorengelder zur Zeit noch nicht zur Deckung der
anfallenden Kosten ausreichen, müssen die Sportlerinnen noch tief in die
eigene Tasche greifen. Abgesehen davon, muß oft der komplette Urlaub
verwendet werden. Die Anerkennung der Sportlerinnen ist daher groß. Allein
deshalb schon, sich diesen Strapazen zu stellen, erfordert viel
Idealismus. Die männlichen Sportkammeraden finden es sogar gut, wenn
einige Mädels die frühere Männerdomäne beleben und den Bobsport wieder
populärer machen.
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